Bischof Dieser: Beim Thema Missbrauch den Blick weiten

Bischof Dieser: Beim Thema Missbrauch den Blick weiten

Der Aachener Bischof Helmut Dieser begreift die Prävention von Missbrauch und sexualisierter Gewalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. "Es reicht eben nicht, dass nur die Kirche ihre Hausaufgaben macht, die sie natürlich machen muss", sagte Dieser der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag online/Montag Print). "Der Reflex, dass man dieses Thema nur an uns, die Kirche, verweist, muss sich weiterentwickeln." Denn auch andere Institutionen der Gesellschaft seien in ähnlicher Weise herausgefordert.

Der Bischof schlug die Erarbeitung eines Kriterienkatalogs durch unabhängige externe Expertise vor. Der solle nicht allein auf die Kirche gemünzt sein, sondern eine staatliche Legitimierung und gesellschaftliche Relevanz haben, erklärte Dieser.

Der Geistliche betonte, er beklage sich nicht, dass in der Debatte über sexualisierte Gewalt alle Finger auf die Kirche zeigten. "Ich gebe aber zu bedenken, dass dieses Thema viel größer ist. Der Blick muss geweitet werden auf das große Dunkelfeld in der Gesellschaft, in dem Missbrauch in anderen Institutionen und von anderen Tätern stattfindet." Das falle noch schwer. "Ich wäre froh, wenn unser Engagement dazu führen würde, dass das Problem-Bewusstsein insgesamt wächst."

Beim Umgang mit Homosexualität rief der Aachener Bischof zu einem Wandel in der katholischen Kirche auf. "Es geht doch um Zuneigung, um Anziehung, um Sehnsucht, über sich hinauszuwachsen und einem anderen Menschen anzugehören", sagte er. "Wie kann ich theologisch begründen, dass dies etwas Sündhaftes sein soll? Wenn ich zu einer anderen Erkenntnis komme, dann muss ich auch den Mut haben, meine Meinung darüber zu ändern."