Berlin (epd). Nach Vorwürfen gegen das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA zieht auch die Bundesregierung Konsequenzen. Bis zum Ende der Aufklärung werden in Abstimmung mit anderen Geberländern temporär keine neuen Mittel für UNRWA in Gaza bewilligt, wie das Auswärtige Amt und das Bundesentwicklungsministerium am Samstagabend in Berlin mitteilten. Die humanitäre Hilfe laufe aber weiter. Neue Zusagen stünden indes ohnehin derzeit nicht an, hieß es. Mehreren Mitarbeitenden des UN-Hilfswerks wird vorgeworfen, in den Angriff auf Israel am 7. Oktober involviert gewesen zu sein.
Der Generalkommissar des Hilfswerks, Philippe Lazzarini, hatte die Vorwürfe unter Berufung auf Informationen der israelischen Behörden am Freitag öffentlich gemacht. Die Verträge mit den Beschuldigten seien aufgehoben und eine Untersuchung der Vorwürfe eingeleitet worden.
Auswärtiges Amt und Entwicklungsministerium betonten, dass die Rolle von UNRWA für die Grundversorgung der palästinensischen Bevölkerung lebenswichtig sei. Es sei deshalb "absolut richtig", dass Lazzarini umgehend Maßnahmen ergriffen habe. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) mahnte auf der Internetplattform X, ehemals Twitter, eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe an.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatten bereits unter anderem die USA zusätzliche Finanzmittel für UNRWA vorübergehend gestoppt. UNRWA-Chef Lazzarini sprach am Samstag von bisher neun Ländern, die ihre Unterstützung vorübergehend ausgesetzt hätten. Dies gefährde die Arbeit des Hilfswerks in der Region, insbesondere im Gaza-Streifen.
Der jüngste Nahost-Krieg begann am 7. Oktober mit einem Terrorüberfall der palästinensischen Hamas auf Israel. Die israelische Armee bombardierte daraufhin den Gaza-Streifen und drang in das Gebiet ein, um die Hamas zu zerschlagen. Zehntausende Menschen wurden getötet, darunter mehr als 100 UNRWA-Angestellte. Im Gaza-Streifen sind mehr als zwei Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.