Leuchtendes Gebet

Leuchtendes Gebet

„Zünde eine Kerze an als Zeichen deines Gebets“. Ach ja, wie oft hatten wir das schon. Sieht ja auch schön aus, so ein Haufen Kerzen irgendwo. Gibt's in vielen Kirchen und begeistert Pyromanen wie Gläubige und Trostsuchende gleichermaßen. Den Feuerschutzexperten und Denkmalschützern dagegen beschert die Tradition des unkontrollierten Kerzenanzündens dagegen schlaflose Gottesdienstbesuche, äh, Nächte wollte ich schreiben.

Einen für mich neuen und sehr berührenden Weg ging da die von Jugendlichen gestaltete „Licht-Kirche“ St. Kilian bei der Schweinfurter Nacht der Offenen Kirchen. (Die Kirchennächte wären sicher noch ein paar eigene Artikel wert, vielleicht mache ich das mal, ja ja. Insbesondere zum Thema „Pyromanen“ hätte ich da noch was auf Lager.)

Nein, hier gab es keine Kerzen anzuzünden. Stattdessen in einer kleinen, abgesehen von einer gespenstisch-blau angestrahlten Madonna völlig dunklen Seitenkapelle, ein Kreuz mit einer Art Maschendraht vorne dran. Daneben: Ganz ganz viele Knickstäbchen. Sie wissen schon, diese bunten Leuchtedinger, die man biegen kann und die vor ein paar Jahren auf diversen Rummeln der Renner waren und vor allem die Kinder begeisterten.

Nicht: Zünde eine Kerze an als Zeichen deines Gebets. Sondern: Knicke ein Stäbchen, bringe es zum Leuchten, stecke es ans Kreuz als Zeichen deines Gebets.

So schön der ganze Rest der Kirchennacht auch war, und insbesondere auch das Angebot dieser Licht-Kirche: Ich glaube, das Kreuz, das hier entstand, war einer der berührendsten Orte an diesem Abend für alle, die es mehr zufällig am Rand entdeckten.

Und raten Sie mal, welches Foto fast überall in den Presseberichten auftauchte.

Am Ende des Abends waren übrigens alle Kirchenbesucher aufgefordert, sich ein solches Licht mit nach Hause zu nehmen.

Danke, liebes Jungend-Team von St. Kilian, für diese leuchtende Idee.

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